Politisches Samstagsgebet München
07. Mai 2016 – 18:00 Uhr , München, KHG, Leopoldstr.11
Klimaschutz? - Fehlanzeige!Wir schützen lieber unseren Wohlstand
„Unser Leben auf dem blauen Planeten ist mehr
denn je in Gefahr. Seit gut dreißig Jahren be-schwören Konzile, Synoden und
Weltversammlungen, dass wir Menschen wissentlich die Zukunft des Planeten Erde
mit Füßen treten. …Wir sehen – aber viele von uns verschließen die Augen. Wir
hören, aber viele von uns verschließen die Ohren. Wir reden, aber viele von
uns han-deln zu wenig. Das darf nach Gottes Willen nicht sein.“ Das beklagte die 10. EKD-Synode schon 2008.
Was bedeutet unser Tun und Handeln für die Zukunft? Können wir bei diesem
Lebensstil unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Erde hinterlassen? Das
ist auch die zentrale Frage, die der Papst in seiner neuen Umwelt - Enzyklika
„Laudato si“ stellt.
Hans Joachim Schellnhuber, international führ-ender Klima-Experte; schreibt in seinem neuen Buch „Selbstverbrennung“: „Verzweiflung. So müsste eigentlich mein persönliches Fazit lauten, wenn ich die Einsichten über den Klimawandel und die Aussichten für den Klimaschutz nach 25 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit der Thematik in einem Wort zusammenfassen sollte. Die wissenschaftliche Beweislage, dass unsere Zivilisation dem Feuer immer näher rückt, ist erdrückend, aber gleichzeitig scheinen alle, die das Steuer noch herumreißen könnten, ent-schlossen, den Selbstmordkurs zu halten.“
Das Pariser Klimaabkommen
von 2015 wurde zwar von vielen als Erfolg für den Klimaschutz gefeiert, weil
wenigstens das Begrenzungsziel von 1,5 ° bis 2°C globaler Temperaturerhöhung
ausdrücklich benannt wurde. Aber Angesicht der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Menschen, die dringend ein
weltweites, auf Klimagerechtigkeit beruhendes Abkommen brauchen, kann man das Pariser
Klimaabkommen nur als große Enttäuschung bezeichnen. Mit den zugesagten 186
angestrebten Beiträgen der Nationen, die dem Abkommen zugestimmt haben, steigt
die Erderwärmung jedoch eher auf 3°C. Emissionsreduktionsziele oder gar
Maßnahmen zu ihrer Umsetzung und deren Überprüfung wurden keine vereinbart.
Auch von Dekarbonisierung, die Angela Merkel als poltisches Ziel ausgab, steht
in dem Dokument kein Wort.
Der führende
US-Republikaner im Senat, Mitch McConnell drohte bereits für den Fall eines Sieges
seiner Partei bei der Präsidentenwahl, die Pariser Vereinbarung werde
„zerfetzt“.
Auch in Deutschland, das
doch Vorreiter beim Klimaschutz sein will, sieht der Trend nicht gut aus: Statt
den CO2-Ausstoß drastisch zu senken, stieg 2015 die Emission der Klimagase
wieder sogar leicht an. Die Ursache dafür sieht das Umweltbundesamt und die
Bundesumweltministerin in der kühlen Witterung. Dabei war das Jahr 2015
wiederum das wärmste Jahr seit Aufzeichnung der Wetterdaten.
Vor allem wegen der Kohleverstromung liegt Deutschland beim Klimaschutzindex nur im Mittelfeld. Aus einem Vergleich der 58 größten CO2 - Emittelnden durch die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch geht hervor, dass Deutschland, das in den Jahren 2005 bis 2013 noch unter den Top Ten lag, jetzt nur auf Rang 22 landete.
Auch die geplante Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sieht erneut die Reduktion des dringend notwendigen Ausbaus der erneuerbaren Energien vor. Durch Ausbau-Deckelung und Ausschreibung festgelegter Strommengen wird so Klimaschutz ausgebremst. Wie bei der verhinderten Kohle-Abgabe zeigt sich auch hier, dass es der Wirtschaftslobby nicht um Klimaschutz, sondern den nackten Profit geht. Angesichts eines geplanten Gesetzes zum „Klimaschutz 2050“ warnen die Wirtschaftsverbände vor einer „Ökodiktatur“, sprechen von einer „Giftliste etatistischer Maßnahmen“ und drohenden „katastrophalen wirtschaftlichen“ Folgen.
Auf der IAA (Automobilausstellung) wird 2015 stolz verkündet: noch nie wurden in Deutschland so viele SUV (Sport Utility Vehicle) verkauft, ob-wohl für diese überdimensionierten Gelände-wagen durch die Bodenversiegelung immer weniger freies Gelände zur Verfügung steht (über 100 km2 pro Jahr, ca. 100 Fußballfelder pro Tag weniger). Ein Werbefachmann meint: „Niemand will mehr Mittelmaß sein. Man konsumiert, was man sein möchte.“
Besteht da noch Hoffnung, wie sie der Papst in „Laudato si“ wecken möchte: „dass der Mensch noch fähig ist, positiv einzuschreiten“?
Dieser Frage stellt sich unser Referent Erwin Schelbert, der uns diesmal nicht nur am Klavier begleitet. Der ehemalige Oberstudiendirektor beschäftigt sich seit langem mit Klima- und Um-weltfragen und ist in der Studiengesellschaft für Friedensforschung München e.V. engagiert.