Menschen an der Grenze
07. Dez 2021
Wer weiß schon genau, wie es bei „push-backs“ zugeht? Wer kann sich vorstellen, was bei sog. „pull-backs“ passiert? Wer kennt die Unsummen, welche die EU aufwendet z. B. für „Frontex“ und für die Aufweichung der Asylregeln und der Genfer Flüchtlingskonvention?Solchen Fragen geht die Ausstellung „Grenzerfahrungen“ nach, die seit dem zweiten Adventswochenende in der Stiftskirche Laufen zu sehen ist und die derzeitige Praxis europäischer Politik zur Abwehr von Menschen dokumentiert.Mit Fotos und Texten auf 16 Plakaten informiert die Organisationen PRO ASYL - gemeinsam mit der katholischen Friedensbewegung PAX CHRISTI und vielen anderen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Gruppierungen - unter anderem über Themen wie Gewalt an EU-Außengrenzen, über Fluchtursachen oder Kinder in Flüchtlingslagern … zahlreiche Details, die in den gängigen Medien kaum erscheinen.Bei der Eröffnung dieser Ausstellung im Rahmen einer ökumenischen Andacht bezogen sich Stiftsdekan Simon Eibl sowie Pfarrer Eberhard Zeh von der evang.-lutherischen Gemeinde auf einschlägige Textstellen der Bibel: Im Beispiel vom barmherzigen Samariter, so Eibl, verdeutlicht der Evangelist Lukas, wer sich dem in Not Geratenen als Nächster erwiesen hat, und Zeh zitierte den Evangelisten Matthäus: Jesus und seine Eltern fliehen vor Herodes nach Ägypten und finden dort Zuflucht.Was wäre aus dem christlichen Abendland geworden, so fragte Zeh in seiner Ansprache, hätte man damals Jesus die Aufnahme verweigert? Und mit einer rabbinischen Lehrerzählung wies Pfarrer Zeh die Kirchenbesucher darauf hin, dass es dann erst „bei uns zu dämmern beginnt“, wenn wir im Gesicht des Fremden unseren Bruder und unsere Schwester erkennen.
Barbara Paiva vom Asylhelferkreis betonte bei der Ausstellungseröffnung, dass man so viel von „Asylbewerbern, Flüchtlingen, Migranten, Wirtschaftsflüchtlingen“ etc. spreche, aber selten von „Menschen“, darum aber gehe es letzten Endes.Musikalisch gestaltete Karl Zimmermann den ökumenischen Wortgottesdienst mit seiner Gitarre; er hatte Lieder zur Thematik der Ausstellung ausgewählt, welche die Besucher nachdenklich stimmten und zum Handeln aufforderten, wie etwa bei dem Eingangslied von Peter Janssens: „Wir haben einen Traum, der lähmt uns nicht, wir handeln ...“
Die von den beiden Kirchengemeinden, dem Asylhelferkreis und dem Weltladen organisierte Ausstellung „Grenzerfahrungen“ kann in der Advents- und Weihnachtszeit in der Stiftskirche Laufen täglich, auch an den Wochenenden, besucht werden.Lenz HeuwieserVeranstalter: Weltladen Laufen, Pfarrverband Laufen-Leobendorf, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Laufen, Asylhelferkreis Laufen