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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Von Erfahrungen und Hilfe in großer Not

08. Jul 2017

Wolfgang Goetz schilderte der örtlichen pax christi-Gruppe seine Arbeit in den serbischen Städten Preševo und Belgrad

Zweimal war der aus Neuching stammende Student Wolfgang Goetz während des Flüchtlingsansturms als Helfer in Lagern und Unterkünften in Serbien tätig – im November 2015 und im Frühjahr 2016. 
„Als wir täglich die schlimmen Nachrichten hörten und sahen, wollten wir akut helfen. Wir fanden heraus, dass im südserbischen, aber mehrheitlich albanisch besiedelten Aufnahmezentrum Preševo nahe der mazedonischen Grenze Freiwillige dringend gebraucht wurden, und machten uns auf den Weg. “ so Goetz
Goetz berichtete, dass der Flüchtlingsansturm auf der Balkanroute dramatisch angeschwollen sei, weil die Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Irak zu Hunderten in die Eisenbahnwaggons  in Richtung Serbien drängten, um von dort die EU-Außengrenze zu erreichen. Griechenland und Mazedonien ließen die Menschen weiterziehen. So kamen in Preševo damals zu Höchstzeiten täglich 10 – 15 Tausend Flüchtlinge an, die sich registrieren lassen mussten, um dann in Bussen und Zügen nach Kroatien, Slowenien und Westeuropa weiterreisen zu können. 
Goetz und seine Freundin Dagmar Scheidel waren mit dem elterlichen Campingbus zu dem Registrierungszentrum gelangt. Professionelle internationale Hilfsorganisationen, wie Humedica, Médecins Sans Frontières oder Save the Children‎ waren vor Ort und übernahmen die ärztliche Betreuung und boten beispielsweise einen Mutter-Kind-Raum an. Daneben gab es nicht professionelle, internationalen Freiwillige  und auch viele örtliche Helfer, die versuchten an die Menschen in den hunderte Meter langen Warteschlangen Lebensmittel (hauptsächlich Tee, Bananen und harte Eier aus dem örtlichen Supermarkt sowie Backwaren) zu verteilen, Fragen zu beantworten und Hilfe zu leisten. Die Ausstattung der ankommenden Flüchtlinge – auch der Kinder und Frauen - sei meist ungenügend gewesen.  „Aus Deutschland Sachspenden mitzubringen war uns nicht erlaubt,“  so Goetz. Händler verkauften Regenjacken, Decken, Schuhe. Das stundenlange Schlangestehen – besonders während der Nacht – habe die Menschen an den Rand des Ertragbaren gebracht.
Die Hilfsbereitschaft sei überall sehr groß gewesen.  Die örtlichen Helfer – zum Teil selbst arm und einige ehemalige Jugoslawienflüchtlinge – waren hauptsächlich tagsüber im Einsatz, die internationalen während der Nächte.  Die Zusammenarbeit und Verständigung auf Englisch und teilweise Deutsch war gut - auch mit der Polizei. Aber natürlich habe es auch unschöne Erfahrungen gegeben, wenn die Lage außer Kontrolle geriet und Gewalt angewendet wurde oder wenn man mitbekam, dass Taxifahrer Flüchtlinge abkassierten und danach nachts ausraubten und irgendwo aus dem Auto warfen, statt sie zum gewünschten Zielort zu bringen.
Goetz registrierte, dass es besonders für junge Männer hart war, wenn sie zugunsten von Familien, Frauen und Kindern immer wieder zurückstehen mussten und als letzte oder gar nicht mehr versorgt werden konnten.
Im Frühjahr 2017 – die Balkanroute war inzwischen geschlossen – saßen in Serbien immer noch 7000 – 8000 Flüchtlinge fest. Goetz kehrte noch einmal nach Serbien zurück, diesmal nach Belgrad um die Umstände für die Flüchtlinge in den dortigen Lagern verbessern zu helfen. Die offiziellen Lager waren seinen Worten nach ziemlich in Ordnung was die Unterbringung und Versorgung anging, die Zustände in den inoffiziellen Unterkünften einfach nur „grauselig“. Die Menschen hausten in alten Güterhallen auf dem Gelände des Hauptbahnhofs und litten enorm unter der Kälte und mangelnden sanitären Einrichtungen. Goetz arbeitete in einem Tageszentrum für Jugendliche, welches allerdings nur von den resistierten Flüchtlingen aus den offiziellen Lagern besucht werden durfte.  
Um mit den Kindern arbeiten zu können, nahm er diesmal aus Deutschland Mal-  Schreib- und Bastelbedarf mit, den Mitglieder der Pax Christi Gruppe in größter Eile kurz vor der Abfahrt beschafft hatten und den er am Zielort bestens einsetzen konnte.
Der eindrucksvolle Vortrag von Wolfgang Goetz, unterlegt mit Bildern,  fesselte und erschütterte die Zuhörenden, und die zahlreichen Nachfragen zeigten, dass manches von dem Gehörten fast unfassbar schien.