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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Sanft? Machtlos? Wirkungslos? Von wegen!

07. Mrz 2015

Das Ringen um gewaltfreies Handeln im Alltag und in der Politik stand im Mittelpunkt der inhaltlichen Auseinandersetzung im Rahmen der diesjährigen Diözesanversammlung von pax christi München in St.Jakob, Freising-Vötting.

Sanft? Machtlos? Wirkungslos? – Von wegen!

In Renate Wanies Vortrag bei der Diözesanversammlung am 7. März 2015 stand das Ringen um Gewaltfreiheit im Alltag und in der Politik im Mittelpunkt ihrer Ausführungen.

Gewaltfreiheit ist in Konfliktsituationen gefordert. Wo Menschen zusammenleben, wird es immer Konflikte geben. Diese können entweder als Bedrohung wahrgenommen werden, oder als Chance, je nachdem, wie sie ausgetragen werden.

Renate Wanie zufolge legitimiert sich Gewaltfreiheit wesentlich aus einer ethischen Haltung, die Gewalt konsequent ablehnt. Diese ethische Begründung geht davon aus, dass die Verantwortung für das Leben auf unserer Erde erfordert, Leben zu bewahren und ein menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen. Das kann nur geschehen, wenn Leben weder bedroht noch zerstört wird.

Die Referentin nannte vier konkrete Argumente gegen Gewalt: 1) Wer Gewalt ausübt, durchbricht nicht das System der Gewalt, das die Welt beherrscht, sondern nährt das System; 2) Wenn man Gewalt einsetzt, erzeugt das beim Opfer und den Hinterbliebenen im Allgemeinen eine einfache Rachepsychologie; 3) Gewalt ist nicht rückgängig zu machen, ist irreversibel; 4) Gewalt macht blind, ihr autoritärer Charakter steht in völligem Gegensatz zum von allen angestrebten Ziel der gesellschaftlichen Selbstbestimmung.

Drei Motivationen bewegen den Menschen, sich zur Gewaltfreiheit zu bekennen: die religiöse, humane und pragmatische Motivation. Die humanistische Motivation beruht auf der Anerkennung der Menschenrechte und Menschenwürde als höchste Werte. Wer eine gewaltfreie Gesellschaft anstrebt, muss auch bei den Aktionen, mit denen das Ziel erreicht werden soll, auf Gewalt verzichten.

Die pragmatische Motivation beruht auf der Erkenntnis, dass in unserer Gesellschaft mit Gewalt und Androhung von Gewalt Konflikte nicht wirklich gelöst werden können und diese Methoden eher zur Konflikteskalation beitragen.

Bei der gewaltfreien Aktion als politische Handlungsform im Alltag trägt die Trennung von Person und Rolle zum Feindbildabbau bei. Kritik erhält die Tat, die Person erhält die Chance, sich zu verändern. Fernziel der gewaltfreien Aktion ist eine gewaltfreie und gerechte Gesellschaft. Gewaltfreie Aktionen wollen die Probleme so dramatisieren, dass sie nicht länger ignoriert werden. Dabei bleibt auf allen Eskalationsstufen und in allen Phasen des Konflikts die Bereitschaft zu Gespräch und Verhandlungen bestehen. Die gewaltfreie Aktion ist ein Mittel, um Gegenmacht zu gewinnen und im politischen Raum zu handeln.

Renate Wanie rief zu einer friedenslogisch – statt sicherheitslogisch – orientierten Politik auf. Eine sicherheitslogisch orientierte Politik vertraut auf die Wirksamkeit von Drohungen und Sanktionen und führt in die Militarisierungsfalle. Eine friedenslogisch orientierte Politik setzt unabdingbar auf Kooperation statt Konfrontation, auf Befreundung statt Befeindung.

Die Studien der zwei US-Amerikanerinnen Erica Chenoweth und Maria J. Stephan hat gezeigt, dass gewaltlose Bewegungen im Zeitraum von 1900 bis 2006 doppelt so erfolgreich waren wie solche, die zu Gewalt griffen. Dieser Trend verstärkte sich noch in den letzten 50 Jahren. Je mehr Menschen, sich an einer gewaltlosen Kampagne beteiligten, desto größer war ihre Aussicht auf Erfolg.

Renate Wanies Fazit lautete: „Frieden ist machbar! Gewaltfreiheit ist lernbar!“ – durch Aufklärung und Bildung, durch gezielte Vorbereitung in Aktionstrainings und Einbettung in eine kluge Gesamtstrategie kann dieses Ziel erreicht werden.


Renate Wanie ist freie Mitarbeiterin in der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, Co-Sprecherin der Kooperation für den Frieden, BSV-Vorstandsmitglied. Daneben bietet sie Trainings in Zivilcourage, Gewaltfreier Aktion und Konsens an, weitere Schwerpunkte in ihrer Arbeit sind: Zivile Konfliktbearbeitung, Macht.


Die Berichte des Diözesanvorstands liegen rechts im Downloadbereich.