Unter der Oberfläche – zur aktuellen Lage in Israel und Palästina
25. Jan 2015
Ein Thema, das
offensichtlich viele Menschen bewegt, lockte über 50 bwz. 60 Zuhörerinnen und
Zuhörer zur Veranstaltung von Pax Christi Erding-Dorfen und dem Kath.
Bildungswerk in die Pfarrheime in Pastetten und Dorfen
Johannes Zang (Buchautor: „Unter der Oberfläche“, 5. Aufl.,
AphorismA-Verlag, Berlin) begann mit einem geschichtlichen Überblick über die
wichtigsten Meilensteine der Entwicklung im Hl. Land. Dies war zum Verständnis der
Ursachen des Nahost-Konfliktes zwischen der israelischen und der
palästinensischen Bevölkerung sehr hilfreich. Den Beginn des Konfliktes sieht
der Referent bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit den ersten
Einwanderungswellen russischer Juden. Nach dem Ende der Zeit des britischen
Mandats kam einem Paukenschlag gleich die Ausrufung des israelischen Staates am
15. Mai 1948. Zang forderte die Zuhörer zu einer umfassenden und
differenzierten Sicht dieses geschichtlichen Ereignisses auf: Was für das
jüdische Volk – eingedenk dessen was es durch die Shoa erlitten hatte - Jubel
und Freude bedeutet und jährlich am Unabhängigkeitstag gefeiert wird, ist für
das palästinensische Volk die „Nakba“, die „Katastrophe“ mit Vertreibung
hunderttausender Menschen, sehr vielen Toten und dem Verlust von Häusern und Ländereien.
Im zweiten Teil
schilderte Zang das Leben in Israel und den besetzten palästinensischen
Gebieten im Jahr 2015. Auf der einen Seite die
Facetten des täglichen israelischen Lebens zwischen säkularem, ultraorthodoxem
und national-religiösem Judentum. Derzeit besonders
interessant neuere Entwicklungen der
Parteienlandschaft Israels zwei Monate vor der Wahl. Auf der anderen Seite das
alltägliche palästinensische Leben unter der Gewalt der israel. Besatzung, z.B.
der willkürliche Entzug des Aufenthaltsrechtes für Palästinenser in Ost-Jerusalem
ohne die Angabe von Gründen. Eine besondere Sorge ist dabei dem Referenten die
Auswanderung der christlichen Familien aus dem Heiligen Land: 1948 stellten die
Christinnen und Christen mit 90 % die absolute Mehrheit in Bethlehem, heute
sind es nur noch 17 %.
Was sind die
Hindernisse auf dem Weg zu einem friedlichen Zusammenleben von Israelis und
Palästinensern, zu einem Ende der Gewalt und der Besatzung und zu
menschenwürdigen Lebensbedingungen? Welche Mächte und Parteien haben ein
Interesse daran, dass der Konflikt kein Ende findet? Welche Rolle spielt die
Waffenindustrie Israels, Amerikas und Deutschlands? -
Fragen eines sehr interessierten und gut informierten Publikums ließen
eine lebhafte Debatte entstehen.
Ein Schmankerl für den erfahrenen Reiseleiter Johannes Zang war die Frage eines
Zuhörers „Wie schaut’s mit einer Reise aus?“ – Zang empfahl das wunderschöne
und kulturell reiche Land zu besuchen – nicht zuletzt um die christlichen
Gemeinden im Heiligen Land zu unterstützen.