Hiroshimagedenken Gilching 2014
13. Aug 2014
Am Abend des 6.August gedachte man am Gilchinger Friedenspfahl aber nicht nur dieser Ereignisse vor 69 Jahren sondern stellte auch symbolisch Kerzen für die vielen Aktuellen Kriege und Krisenherde der Welt auf.
Am darauf folgenden Sonntag griff der geistliche Beirat von pax christi in der Erzdiözese München & Freising, Charles Borg-Manché, das Thema im sonntäglichen Gottesdienst unter dem Motto: 100 Jahre danach – vom 1.Weltkrieg bis Hiroshima auf.
Er erinnerte daran, dass bei den vielen Berichten und Diskussionen in den Medien über den 100. Jahrestag des Kriegsbeginns fast alle Journalisten, Historiker und politisch Verantwortliche immer wieder vom „Ausbruch“ des Krieges sprechen. Doch diese Redewendung sei schlicht falsch und sehr irreführend! Denn sie verschleiert die Tatsache, dass Kriege nicht einfach ausbrechen. Sie sind auch keine Naturkatastrophe, die uns plötzlich überfällt – sondern sie werden von Menschen, von politisch und militärisch Verantwortlichen, genau geplant und entfesselt. Und in der Tat brach auch der 1. Weltkrieg nicht einfach aus, sondern er wurde von langer Hand vorbereitet und geplant.
Für ihn barg bereits das Ende des grausamen ersten Weltkrieges den Keim für den 2. Weltkrieg in sich – und damit auch für Ausschwitz und Hiroshima.
Und in diesem ersten Weltkrieg stand die Kirche nicht abseits, sondern stimmte in die allgemeine Kriegsbegeisterung ein. pax christi Präsident, Bischof Algermissen von Fulda, habe dies in seiner Erklärung zum Kriegsbeginn vor 100 Jahren so formuliert: „Es traten besonders am Anfang des Weltkrieges Bischöfe, Priester und Gläubige in großer Zahl an die Seite derer, die den Krieg als moralische und geistige Erneuerung begrüßten. Wir wissen heute, dass die Kirche damit Schuld auf sich geladen hat.“
Ja, noch 1917, so sagte Borg-Manché, als die allgemeine Kriegsmüdigkeit immer sichtbarer wurde, schrieben die deutschen Bischöfe in einem gemeinsamen Hirtenbrief folgende Worte: „Wir wissen ja, dass jeder, der sich der obrigkeitlichen Gewalt widersetzt, sich der Anordnung Gottes entgegenstellt, und die sich dieser entgegenstellen, ziehen sich selber die Verdammnis zu... Wenn wir dem Staat gehorchen, gehorchen wir Gott. Denn Gott hat den Krieg befohlen.“
Zwar wäre Papst Benedikt XV., der einen Monat nach Kriegsbeginn zum Papst gewählt wurde, unermüdlich für die Beendigung dieses Krieges eingetreten, den er als „grauenhaft nutzlose Schlächterei“ und „Selbstmord des zivilisierten Europas“ bezeichnete, doch seien seine zahlreichen, intensiven Bemühungen auf die kriegführenden Parteien – leider auch bei der Katholischen Kirche in Deutschland – ohne Wirkung geblieben.
Lehren aus diesem Kriegsdisaster habe die Katholische Kirche damals keine gezogen. Borg-Manché zitiert dazu Prof. Heinz Missalla mit den Worten: „Mit dem Krieg war eine Welt zusammengebrochen – auf die Theologie und das kirchliche Leben hatte der Krieg keine erkennbaren Auswirkungen: Man lehrte und machte weiter wie bisher, als hätte es die Kriegskatastrophe nicht gegeben – blind für die Zeichen der Zeit, taub für prophetische Stimmen, die vor den Gefahren des Nationalismus und des Militarismus warnten.“
Heute sieht er aber auch Lichtblicke, die ihm Hoffnung und Ermutigung schenken. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil trete die Kirche eindeutig ein für die Ächtung jeglichen Krieges, für eine allgemeine und kontrollierte Abrüstung sowie für ein Verbot von Antipersonenminen und für eine zuverlässige Kontrolle von Rüstungsexporten, besonders bei leichten Waffen. Die Kirche sehe die Förderung des Friedens in der Welt als wesentlicher Bestandteil ihrer Sendung. Und er sieht die vielfältige, engagierte und unermüdliche Arbeit zahlreicher Menschen in den verschiedenen Friedensorganisationen aus allen gesellschaftlichen Richtungen überall auf der Welt.
Die Botschaft Jesu von der Gewaltfreiheit und der Feindesliebe – eine herausfordernde, für viele sicherlich utopische Botschaft, könne uns und allen Völkern dennoch den Weg aus der Hölle des Krieges weisen: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne und Töchter eures Vaters im Himmel werdet – denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,44-45)
Der Wortlaut der Predigt kann unter den Downloads als PDF heruntergeladen werden.