pax christi Begegnungswochenende 2014 im Kloster Armstorf
13. Sep 2014
Befreit zum Widerstehen" - dieses Motto hat uns im Gedenkjahr 2014 und angesichts der vielen aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen vor keine leichte Aufgabe gestellt.
Unser Widerstand muss und kann nur gewaltfrei sein, darüber waren wir uns einig. Wie jedoch kann dieser Widerstand aussehen und wieso sind wir dazu befreit?
Am Freitagabend erleichterte Adalbert Wirtz uns den Einstieg ins Thema damit, dass er einlud, sich zu erinnern an Widerstand im persönlichen Leben in der Kindheit und Jugend, im Beruf und auch an Situationen, in denen wir keinen Widerstand geleistet haben.
In der gemeinsamen Diskussion wurde sehr bald deutlich, dass
sich unser Widerstand stets gegen diejenigen richtet, die Macht ausüben, Ängste
schüren und ein Imperium dafür aufbauen, um das System zu verteidigen. Oft ist
man sich durch eine eingefahrene Sichtweise der Ungerechtigkeiten und des
Machstreben aber gar nicht bewusst.
Daher müssen wir genau hinsehen, um die Ursachen für ein imperialistisches
Handeln zu erkennen. Nur so wird ein engagiertes Handeln, ein Widerstehen
sinnvoll und effektiv.
Die neue Altargestaltung in der St. Georgskirche in Freising, wie aus unterschiedlichen Blickwinkeln immer wieder andere Teile eines Ganzen sichtbar werden,
Der US-amerikanische Priester und Friedensaktivist John Dear setzt dem Machtstreben dieses Imperiums eine Spiritualität des gewaltfreien Widerstands entgegen.
Die Bibelarbeit am Samstagvormittag, geleitet von unserem
Geistlichen Beirat Charles Borg-Manché,
vertiefte diese Gedanken. Wir beschäftigten
uns mit einer bekannten Bibelstelle, der Vertreibung der Händler aus dem
Tempel: „Jesus belehrte sie und sprach:
Steht nicht geschrieben, mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker
genannt werden. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“, Mk 11,17.
Befreit zum Widerstehen: Gott befreit uns von den Zwängen des Machtstrebens und einer Wachstumsideologie hin zum widerstehen,
um mit dieser Gewissheit auch andere
durch unseren Widerstand zu befreien.
Danach moderierte Gertrud Scherer ein Gespräch über die derzeitige politische
Lage, über mögliche Formen gewaltfreien bürgerlichen Widerstands und setzte
damit die Diskussion vom Freitagabend fort.
An Hand von zwei Beispielen: Rüstungsexport und das geplante
Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU (TTIP). wurde folgendes deutlich: Beide Male geht es um die Interessen der politischen und
wirtschaftlichen Machthaber, deren Hintergrund im imperialen kapitalistischen
Herrschaftssystem und um die Rolle der Gewalt und wer sie wie ausübt.
Für engagierte Friedensbewegte spielt die Frage, welche Art von Widerstand bei größeren Teilen der Bevölkerung ankommen kann und auch erfolgreich ist und was den Widerstand bremst, immer eine wichtige Rolle. Als Hauptbremser wurden sehr schnell Unwissenheit und Bequemlichkeit genannt. In den gängigen Medien finden sich ja kaum Informationen über die Entstehung von Konflikten, über die Interessen und auch Ängste der verschiedenen Seiten, über ihre Handlungsspielräume und Beispiele für gewaltfreie konstruktive Konfliktbewältigung. Solche Informationen weiter zu geben ist wichtig, wobei es aber auch auf die Aufbereitung ankommt. Je mehr sie bei den Menschen Betroffenheit auslösen oder – vor allem bei den Jüngeren – auf spielerische Weise vermittelt werden, umso eher kommen sie an.
„Gewaltfreiheit“ ist inzwischen zwar ein geflügeltes Wort, aber viele Menschen verbinden damit eher negative Vorstellungen. Deshalb muss immer wieder mal gesagt werden, was Gewaltfreiheit nicht ist. Sie hat nichts zu tun mit Desinteresse, untätigem Danebenstehen, mit Wegschauen und Ausweichen, mit Fügsamkeit und geduldiger Opferrolle.
Gewaltfreies Handeln ist vielmehr ein aktives Sich-Einmischen mit der Grundeinstellung der Gleichwertigkeit aller Menschen, des Respekts vor der Person – bei aller Kritik an ihrem Handeln – der Zuwendung und des Mitgefühls. Das Ziel ist nicht die optimale Durchsetzung der eigenen Positionen, sondern die Befriedung von Konfliktparteien durch gemeinsame Lösungen, mit denen alle leben können. An einen solchen Runden Tisch müssen alle betroffenen Parteien eingeladen werden.
Wer sich näher mit dieser Problematik beschäftigen möchte,
dem sei die Lektüre folgender Bücher empfohlen:
Ulrich
Duchow: Gieriges Geld – Auswege aus der Kapitalismusfalle-
Befreiungstheologische Perspektiven,
Köselverlag 2013
Walter Wink; Verwandlung der Mächte –
Eine Theologie der Gewaltfreiheit, Verlag Friedrich Pustet
2014
Joachim Bauer: Schmerzgrenze – Vom
Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt, Wilhelm Heyne Verlag
2013
Elisabeth Hafner sammelte konkrete Beispiele des Engagements für den Frieden in unseren Gruppen, in den Gemeinden und mit den Aktivitäten der Bistumsstelle wie Gottesdienste, Mahnwachen, Vorträge, Beiträge in den Medien, Beteiligung an Demos und Unterschriftslisten bis hin zu einem Friedensfest.
Es sind wie immer kleine Schritte auf dem Weg des gewaltfreien Widerstehens, doch stärken sie uns im gemeinsamen Handeln und dem Austausch untereinander und geben Mut zum Weitermachen.
Der abschließende Gottesdienst mit Pfarrer Borg Manche` sowie das gemütliche Beisammensein am Freitagabend waren wie immer feste Bestandteile unseres Begegnungswochenendes.
Nächstes Jahr treffen wir uns vom 02.10. bis 03.10 2015 wieder im Kloster Armstorf, einen Termin, den man sich heute schon vormerken sollte.
Gertrud Scherer und Gabriele Hilz