Gedenken an Juliana Meier
10. Feb 2024
Juliana Meier war wohl weder Jüdin noch
Widerstandskämpferin, so Frau Nickel die ihre Nachforschungen zu Juliana am
Abend präsentierte. Vielmehr ist Juliana wohl Opfer des NS-Euthanasieprogrammes
geworden, welches das Ziel hatte „lebensunwertes Leben“ auszulöschen.
In der Veranstaltung sprach Frau Hellerer über das Euthanasieprogramm der Nazis und insbesondere auch über Fälle aus dem Landkreis Starnberg. Als „lebensunwert“ galten damals Menschen, die behindert waren, am Ende waren das wohl alle diejenigen, die nicht dem Bild einer „gesunden deutschen Familie“ entsprachen. Wie willkürlich die Definition von „Behinderung“ gehandhabt wurde, zeigt, welche Menschen entsprechend abgestempelt wurden. Eine posttraumatische Belastungsstörung eines Weltkriegsveteranen, „schwererziehbare“ Kinder oder eine Wochenbettdepression konnten darunter fallen. Auch ein unkonventioneller, lockerer Lebensstil wie ihn wohl Juliana Meier aufwies, war den Nazis ein Dorn im Auge.
Frau Nickel rekonstruierte das Leben von Juliana Meier aus Behördensicht. Sie bezog sich dabei auf Akten aus dem medizinischen Bereich, aus Fürsorgeeinrichtungen und der Polizei. Sie zeigen die Sicht der NS-Machthaber auf das Leben der Juliana Meier.
Juliana wurde als fünftes von sieben Kindern geboren. Ihre Schulleistungen wurden als gut beurteilt. Als junges Mädchen ging sie nach München, arbeitet dort als Dienstmädchen und in Gastwirtschaften. Spätesten ab 1935 geriet sie in das Visier der Behörden. In den Akten werden viele Umzüge und ein „unsteter Lebenswandel“ vermerkt, aber auch dass sie „heiter“ gewesen sei. Da sie Auflagen der Behörden nicht einhielt wurde sie des Öfteren in Haft genommen. Zwischenzeitlich verbrachte sie auch zwei Jahre in einem Arbeitshaus. 1939 wurde sie als „haltlose asoziale Psychopathin“ wegen „Geisteskrankheit“ entmündigt. Juliana Meier versuchte sich immer wieder aus den Fängen der Behörden zu befreien, 1941 unternahm sie einen Selbstmordversuch.
Was sich im letzten halben Jahr vor ihrem Tod in Auschwitz ereignete und wie sie dorthin kam, bleibt noch im Dunklen. Aus Auschwitz jedenfalls kam die Meldung, dass die „Arbeiterin Juliana Meier“ am 7. Februar 1944 an „allgemeiner körperlicher Schwäche“ gestorben sei.
Heute erinnert eine Straße am Kletterzentrum in Gilching an die Gilchinger Bürgerin.
pax christi war es gerade heute unter dem Eindruck des stärker werdendem Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft wichtig, daran zu erinnern, wohin eine solche Entwicklung führen kann.
An dieser Stelle noch ein Hinweis: Ab Mai wird die Euthanasie-Ausstellung des Landkreises, die auch Gilchinger Schicksale aufgreift, im Gilchinger Wersonhaus zu sehen sein.