Politisches Samstagsgebet München
25. Jan 2020 – 18:00 Uhr ,
Kath. Hochschulgemeind, Leopoldstr. 11; U3/U6 Giselastraße, Ausgang Georgenstraße
Die Wachstumsgesellschaft
Wohin wollen wir noch wachsen?
Bereits 1972 veröffentlichte der Club of Rome eine Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft: „Die Grenzen des Wachstums“.
Zwei Schlussfolgerungen aus dieser Studie:
„Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der
Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten
Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.
Unsere gegenwärtige Situation ist so verwickelt und so sehr Ergebnis vielfältiger menschlicher Bestrebungen, dass keine Kombination rein technischer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Maßnahmen eine wesentliche Besserung bewirken kann. Ganz neue Vorgehensweisen sind erforderlich, um die Menschheit auf Ziele auszurichten, die an-stelle weiteren Wachstums auf Gleichgewichtszustände führen. Sie erfordern ein außergewöhnliches Maß von Verständnis, Vorstellungskraft und politischem und moralischem Mut. Wir glauben aber, dass diese Anstrengungen geleistet werden können, und hoffen, dass diese Veröffentlichung dazu beiträgt, die hierfür notwendigen Kräfte zu mobilisieren“.
Grafik : Solidarisches Postwachstum – attac Berlin
Unsere Referentin Renate Börger differenziert:
- Wachsen, nicht Wuchern! -
„Klar, wir müssen radikal reduzieren und vieles gehört geschrumpft: die Spekulation und das zu große Eigentum, der Verschleißkonsum und die Tiertransporte. Plastik und Ressourcenmissbrauch. Dennoch ist es schade, dass das Wort Postwachstum, das vor allem das zwanghafte Wirtschaftswachstum meint, dieses schöne Wort Wachstum verbaut. Denn vor allem wäre wünschenswert, dass Gutes gut wachsen kann. Kinder, Tiere, Bäume, Projekte, Kreativität, Kommunikation und Bewusstsein. Der kapitalistische Wachstumsirrsinn hat uns dieses schöne Wort genommen und gründlich verdorben.
Ebenso wie das Wort Vermögen. Für uns, die wie uns als TransformatorInnen verstehen, ist es wichtig, eine Vorstellung davon zu verbreiten, wie es sowohl sachlich als auch ethisch und lebenssinnlich gehen könnte, ein Wirtschaften, das nicht zwanghaft wuchert, sondern lebensbejahend an den richtigen Stellen wächst und an den unguten schrumpft. Es wäre eine Vision, die die Tugend der Mäßigung von klein auf übt und dabei gute, tragende und berührende Erfahrungen möglich macht. Sinnvolles Arbeiten an der Heilung des Planeten könnte uns als Menschheit und Mitwesen solidarisieren, statt uns alle als Konkurrenten um Jobs im Discounter-Marathon gegeneinander aufzubringen. Es geht um weit mehr als gerechte Verteilung. Es geht um die Zurückgewinnung unserer Würde. Vor allem Würde sollte wachsen können!“
Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof
Heinrich Bedford-Strohm ermuntert in seiner Weihnachtsansprache
2019:
„Macht
euch auf zu einem neuen Lebensstil, der aufhört, die Natur zu zerstören, weil
so oft mehr Einfachheit auch mehr Genuss bedeutet.“
Renate Börger, arbeitete als Hörfunk-Journalistin beim Bayerischen Rundfunk und ist weiterhin ehrenamtlich bei Radio LORA tätig. Sie fühlt sich politisch bei Attac und in der Ernst Friedrich Schumacher-Gesellschaft zuhause.
Britta Reinhardt, ehemalige Religionslehrerin, engagiert bei pax christi und beim Bündnis „Stoppt TIPP“.