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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Flüchtlinge brauchen klare Perspektiven

05. Sep 2019

Im Rahmen eines „Gesellschaftspolitischen Forums“ hat sich das Landeskomitee der Katholiken in Bayern am 4. September 2019 mit Innenminister Joachim Herrmann ausgetauscht. Es ging vor allem um die Integration von Flüchtlingen und den Umgang mit Rechtspopulismus.

Joachim Unterländer, Vorsitzender des Landeskomitees, hat dem Innenminister eine „Note“ unter dem Titel „Flüchtlinge brauchen klare Perspektiven überreicht, ein Positionspapier mit 15 Punkten und Themen, die den Mitgliedern des Landeskomitees wichtig sind.

Neben Herrn Herrmann, der sich als „engagiertes Mitglied der katholischen Kirche“ bezeichnete waren u.a.  Frau Maria Els, Regierungspräsidentin von Oberbayern, Frau Nickel, Katholisches Büro Bayern und Herr Wouters, Ordinariatsdirektor für Grundsatzfragen und Strategie anwesend.
Herr Herrmann lobte die Integration in den Arbeitsmarkt, welche im wirtschaftlich starken Bayern am besten gelingen würde. Auch im Bereich des Platzangebotes in Kindertagesstätten und Schulen hätte das Land Bayern großes auf dem Weg zur Integration geleistet. Er erkannte aber auch den enormen weiteren Bedarf des Ausbaus an.

Den zweiten Schwerpunkt neben Flucht und Integration setzte Innenminister Herrmann bei der heutigen gesellschaftlichen Situation. Die digitalen Medien würden zur Polarisierung der Gesellschaft und Verrohung der Sprache beitragen. Antisemitismus und Rassismus nehmen zu und die Menschen trauen sich nicht nur anonym, sondern öffentliche und mit ihrem Namen, menschenverachtende Dinge auszusprechen. Wir leben privilegiert im Wohlstand und es bestehe kein Anlass, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Hier sind die Demokraten und Christen im Land besonders herausgefordert. Die derzeitige Situation und ihre Gefahren verglich der Innenminister mit der Situation in der Weimarer Republik. Als Innenminister sieht Herr Herrmann hier auch eindeutig seine Zuständigkeit.

In der anschließenden Gesprächsrunde mahnte Herr Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, an, dass die Politiker versäumen Orientierung zu geben. Besonders die Behinderung und Kriminalisierung der Seenotrettung und die damit einhergehende unterlassene Hilfeleistung  seien ein Skandal. Tausende Menschen ertrinken im Mittelmeer und die Welt schreckt nicht auf. Er sei überzeugt und Studien belegen dies, dass Hilfeleistung im Mittelmeer keine Sogwirkung hat. Ebenso wehrte er sich gegen die Strömung, welche Geflüchtete als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. Weitere Kritik übte Herr Eibl an der ausgesetzten Praxis der  3 + 2 Regelung für Ausbildung und anschließende Beschäftigung in Bayern. Die Mitarbeitenden der Katholischen Jugendfürsorge, welche 3000 unbegleitete, minderjährige (UMF) Flüchtlinge betreuen haben einen breiten Erfahrungsschatz und kennen die jungen Menschen und ihre Nöte.

Eine Teilnehmerin wies auf den besonderen Schutzbedarf von geflüchteten Frauen hin. Herr Herrmann ermunterte die anwesende Frau Els, getrennte Einrichtungen für Frauen und Kindern auszubauen. Frau Magdalena Hellfritsch, Geschäftsführerin für den Verband katholischer Kindertageseinrichtungen, betonte die Kinderrecht und den Kinderschutz. Sie forderte den Zugang geflüchteter Kinder zu Kindertageseinrichtungen  von Anfang an. Sie kritisierte den langen Verbleib von Kindern in Ankerzentren. Versäumnisse, die hier gemacht werden, sind später in der Entwicklungs- und Sprachförderung nur schwer oder gar nicht mehr aufzuholen. Frau Hellfritsch forderte nachhaltige Mittel zum Ausbau der Kindertageseinrichtungen, da einmalige Projektmittel hier nicht helfen.

Herr Dr. Grillmeyer vom Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg, wies darauf hin, dass der Riss nicht nur durch die Gesellschaft gehe , sondern häufig auch durch die Pfarrgemeinden. Oft sei ein Dialog nicht mehr möglich. Der Dialog wird nicht nur verweigert, sondern bewusst zerstört. In Staat und Kirche bedürfe es einer klareren Grenzziehung bei der Frage „Was ist Rassismus?“. Ebenso mahnte er die Sprache von Politikern an, wenn sie von „Asyltourismus“ oder ähnlichem sprachen.

Frau Nickel berichtete von Verhandlungen vor allem auch der evangelischen Kirche mit dem Innenministerium hinsichtlich der Asylverfahren von Konvertitinnen und Konvertiten, Geflüchteten, die sich auf die Taufe ausführlich vorbereitet und die Taufe empfangen haben. Angesichts einer abnehmenden christlichen Sozialisation der Menschen in Deutschland ist dieses Phänomen des mangelnden Wissens über christliche Inhalte auch bei den Entscheidenden des  Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und den Verwaltungsrichtern und Richterinnen festzustellen. Daher sei es wichtig bei Anhörungen, die Begleitung durch Mitwirkende der Pfarreien, in welchen die Menschen auf die Taufe vorbereitet wurde, zuzulassen und ihnen die Möglichkeit zur Aussage einzuräumen. Weiterhin bedarf es der dringenden Schulung von Entscheidern und Entscheiderinnen zu christlichen Themen.

Maria Feckl


Foto: Robert Kiderle

Note an den Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, MdL, aus Anlass des Gesprächs mit dem Landeskomitee am 4. September 2019 (Download)

 

 

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