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Studientag Erding 14-5-22.JPG

pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Gandhi, die Bergpredigt und der Krieg

15. Mai 2022

Perspektiven der Gewaltfreiheit mit Thomas Nauerth und Klaus Hagedorn. Ein Studientag im Kloster Armstorf bei Dorfen

Schon um 9 Uhr morgens an einem Samstag im Kloster Armstorf zu erscheinen, ist für manch einen ein Opfer, das aber nicht gescheut wurde. Die Fragen der zwanzig Teilnehmer:innen waren drängend,  und das Bedürfnis nach Antworten spürbar. Ein Teilnehmer stellte eine kleine Wasserschale mit gelben und blauen Blüten in die Mitte. Wie kann dieser Krieg gestoppt werden? Kann denn ziviler Widerstand angesichts alternativlos erscheinender Militärgewalt eine Rolle spielen? Kann man der um sich greifenden Kriegslogik Einhalt gebieten mit „frommen Sprüchen“ oder gar dem Beispiel radikaler Gewaltlosigkeit des nackten Mannes mit dem Lendenschurz?

 

„Gandhi als Glaubender“ ist der Titel des Buches von George Pattery SJ, das Thomas Nauerth und Klaus Hagedorn herausgegeben haben, der Professor der Religionspädagogik und der Geistliche Beirat von pax christi Deutschland.

 

Gandhi als Glaubender? Der junge Rechtsanwalt war Hindu. Die Kritik am indischen Kastensystem, vor allem aber seine langjährige Tätigkeit in Südafrika und das Erleben der brutalen und gewalttätigen Auswirkungen der Apartheid waren der Beginn, seinen Glauben widerständig und politisch zu verstehen und zu leben. In Südafrika begann er seine Tätigkeit als politischer Aktivist, für die ihm der indische Dichter Tagore den Ehrentitel Mahatma verlieh. Er entwickelte eine Strategie der absoluten Gewaltfreiheit und des konstruktiven zivilen Widerstands. Seine Kraftquelle war dabei sein Glaube an Gott, den er als Wahrheit in und hinter allem suchte. Dabei zeigte er großen persönlichen Einsatz, was ihm mehrjährige Gefängnisaufenthalte und den Verlust seiner Zulassung als Anwalt einbrachte. Gewaltlosigkeit und ziviler Widerstand gehen für Gandhi mit hoher Leidensbereitschaft einher.

 

Gandhi suchte die Wahrheit auch in anderen Religionen. So schätzte er z.B. die Bergpredigt, die durchaus ebenfalls zur Leidensbereitschaft aufruft, um der Ungerechtigkeit gewaltlos zu widerstehen und sie zu überwinden.

 

Hagedorn und Nauerth gelingt es, sowohl vor dem Hintergrund der Bergpredigt als auch vor dem von Gandhis Spiritualität, die Fragen zum Krieg im Vordergrund stehen zu lassen. Letztendlich bleibt es eine persönliche Entscheidung, ob man zum Beispiel Waffenlieferungen in Kriegsgebiete für gerechtfertigt hält. Was aber ganz klar wurde, war die Eindeutigkeit unseres christlichen Vermächtnisses. Gewaltlosigkeit als Lebensstil, wie sie Papst Franziskus fordert, das hat Gandhi auch in der Bergpredigt gefunden. Und er hat wie kein anderer auf der Grundlage der Bergpredigt Realpolitik gemacht.

 

Der Krieg bleibt unsere Realität. Die gelben und blauen Blüten sollten immer mal wieder begossen werden mit lebensspendendem Wasser. Sich dem Leben verpflichten, einem Leben für alle, kann nur bedeuten, sich dem Krieg zu widersetzen. Das kann damit anfangen, sich mit Gandhi oder der Bergpredigt zu beschäftigen, sich gegenseitig zu ermutigen, dem Narrativ der alternativlosen Kriegslogik die uralte Erzählung entgegenzusetzen, was Gewaltfreiheit und ziviler Widerstand bewirken können.

 

 

Gesine Goetz

pax christi Erding Dorfen